
Die Geschichte des sehbehinderten Fotokünstlers
Guido Klumpe
„Mit meiner fotografischen Arbeit gehe ich an und über die Grenzen meines Sehens.“
Guido Klumpe war 16 Jahre alt, als er seine Passion für die Fotografie entwickelte. Sein erstes Interesse galt der Konzertfotografie. Nur wenig später reiste er durch Südostasien und entdeckte dort die Magie der Street Fotografie. Zurück in Deutschland war es vollkommen klar: Guido Klumpe wollte Fotokünstler werden. Doch er hatte bei seinen Plänen die deutsche Bürokratie unterschätzt. Bei der Berufsberatung sagte man ihm, dass er auf keinen Fall Fotografie studieren könne.
Seit seiner Geburt ist Guido Klumpe auf der linken Seite blind. Auf der rechten Seite hat er ein Sehvermögen von 25 Prozent. Seine Wahrnehmung ist zweidimensional und erfasst nur wenig Details. „Für mich ist die Welt wie ein Internetvideo mit geringer Datenrate. Sehe ich ein Gesicht, erkenne ich manche Einzelheiten. Gesichter in einer Menschenmenge sind nur Flächen“. Und genau das war das Ausschlusskriterium für das Studium der Fotografie. Als sehbehinderter Mensch sei er nicht geeignet für das Studium, sagte man ihn. Er könne ja Masseur oder Telefonist werden.
Zwangsläufig ging Klumpe beruflich vorerst andere Wege Sozialpädagogik erwähnen?. Bis er eines Tages eine Dokumentation über bekannte New Yorker Street Fotografen sah, die ihn an seine alte Passion erinnerte. Es wurde ihm klar, dass sein „anderes sehen“ eine Besonderheit mit sich bringt. Er verstand, dass er selbstverständlich als Fotokünstler arbeiten kann, dass er es nur machen muss. Und er erkannte, dass jeder alles kann. Nur eben auf seine ganz eigene Art.
Guido Klumpe kaufte sich eine Kamera, zog durch die Straßen und machte in den vergangenen Jahren Fotoserien, die heute internationale Beachtung finden. Seine minimalistischen Architektur- und Street Fotografien werden in zahlreichen Ländern gezeigt und gewinnen viele Auszeichnungen. Guido Klumpe sagt dazu: „Mittlerweile weiß ich, dass es in der künstlerischen Fotografie nicht darum geht wieviel man sieht. Vielmehr geht darum, wie man sieht und wie man das Gesehene umsetzt. Durch die Fotografie gehe ich an und über die Grenzen meines Sehens“.